FILMREIHE POSTMIGRANTISCHE AUDIOVISIONEN #3

POSTMIGRANTISCHE AUDIOVISIONEN EPISODE #3 HYBRIDITÄT

Hip Hop im Film / postmigrantisch?

Einführung in den Film
„Status Yo“ (R: Till Hastreiter, D, 2004, 116 min)
Prof. Dr. Sascha Schierz, Soziologe

im Anschluss gemeinsame Podiumsdiskussion mit
Till Hastreiter (Regisseur) & Prof. Dr. Donja Amirpur (Moderation)

Wann: 29.11.2023 um 17 Uhr

Wo: „Das Westend. Gemeinschaftszentrum“, Alexianerstraße 8, 41061 Mönchengladbach

Eine Veranstaltung im Kontext der Reihe „50 Jahre Hip Hop – (No) Midlife Crisis?“

in Kooperation mit „Forum Postmigrantische Perspektiven“ und der Stadt Mönchengladbach

Was bedeutet es, wenn Hip Hop im deutschsprachigen Raum postmigrantisch genannt wird? Steht das Label einerseits für eine empowernde Sicht auf Migrant:innen selbst, die sich nicht mehr der Fremdbezeichnung und integrationspolitischen Einordnung als „Problem“ fügen wollen, so steht es andererseits auch für die Suche nach neuen Räumen und Identitäten und ist damit als Findung einer Utopie gemeint. Für Hip Hop bedeutet das auf der einen Seite, dass es immer schon postmigrantisch war, weil er sich z.B. in Form des Gangsta Rap sprachlich und inhaltlich anti-hegemonial positionierte. Auf der anderen Seite ist Hip Hop wegen seiner hybriden Herkunft und Vermischungspotentiale auch immer schon eine Heterotopie, also ein realisierte Utopie gewesen, die das Neue in Musik, Graffiti, Tanz zu realisieren suchte. Kann ein Film postmigrantisch sein, der vor mehr als 20 Jahren schon zuvor fiktionalfilmisch Ungesehenes auf die Leinwand und Bildschirme brachte? Nämlich die Berliner Hip Hop-Szene.

Zum Nachdenken, ob und wie also Hip Hop immer schon oder auf neue Art und Weise postmigrantisch ist und war, laden die Postmigrantischen Audiovisionen den Film “Status Yo” (D, 2004), das Publikum und Expert:innen zu dem Thema ein, um im Jugendzentrum Westend darüber zu diskutieren.

Till Hastreiter ist Regisseur und gemeinsam mit Robert Ralston Inhaber der Filmproduktionsfirma „Gute Filme“. Er lebt und arbeitet in Berlin und der Schweiz.

Dr. Sascha Schierz ist Professor für Jugendsoziologie und Soziologie sozialer Kontrolle an der Hochschule Niederrhein, Fachbereich 06 Sozialwesen. Er forscht und publiziert zu den Themenfeldern Stadt bei Nacht/Nachleben, städtische Sozialkontrolle, digitale Überwachung in Strafvollzug und Bewährungshilfe. Im Rahmen seiner Promotion und weiterer Veröffentlichungen beschäftigte er sich unter anderem mit Graffitiwriting in New York und Deutschland.

Dr. Donja Amirpur ist Professorin für Migrationspädagogik am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein und Diversitäts- und Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereiches. Ihre Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Migrationspädagogik, intersektionale und rassismuskritische Soziale Arbeit, postmigrantische Kulturarbeit, Kindheits- und Familienforschung (hier arbeitet sie insbesondere zur Verwobenheit von Rassismus und Ableismus). Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung (ZeM).

 

Allgemein zur Filmreihe:

Postmigrantische Audiovisionen sind Utopien einer Migrationsgesellschaft, einer Gesellschaft, die existiert. Der Wissenschaftshistoriker Michel Foucault hat solche realisierten Utopien mit dem Begriff der Heterotopien bezeichnet: den anderen Orten. Diesen Heterotopien, oder auch „Transtopien“ (Yildiz 2021), geht die gleichnamige Filmreihe nach. Die Filmreihe fragt so nach den Historien und Genealogien sowie dem Diskursrandständigen, das filmisch-ästhetische Entwürfe im deutschsprachigen Film abwerfen. Im Zentrum stehen so Filme, die sich entlang von diskursreißerischen Themenfeldern verorten lassen: rund um Migration, Rassismus, Islam, Antisemitismus, Rechtsextremismus. Doch sie erschöpfen sich nicht im Diskursiven. Vielmehr zieht jeder Film immer wieder neue Risse in unser Denken, Fühlen und Empfinden ein: in stabilisierte, machtvolle Hegemonien wie es die Integrationsdispositive oder das Rassistische ist; und manchmal reproduzieren die Filme jene Dynamiken durch ihre ästhetischen komplex fungierenden Entfaltungen.
Präsentiert werden Filme zu Themenkomplexen des postmigrantischen Zusammenlebens, aus einer Perspektive, die die Filme nicht von verknöcherten Diskursen heraus befragen will („Postmigrantische Visionen“, Hill und Yildiz 2018); vielmehr werden die Filme selbst als Gelegenheit betrachtet, andere, postmigrantische Perspektiven zu entwickeln: postmigrantische Audiovisionen eben. Gäste aus Wissenschaft, Film, Bildung und Politik werden das verhandelte Themenspektrum gemeinsam mit den Zuschauer:innen in Anschlussgesprächen an die Filmscreenings ausloten. Denn: Auch wenn diese Heterotopien in den Filmen existent gemacht werden, kann erst das Wahrnehmen und Sprechen über sie das Utopische in ihnen hervorkehren.

Die Filmreihe wird veranstaltet vom Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein und entsteht in Kooperation mit dem „Forum Postmigrantische Perspektiven“.

Konzept und Kontakt: Prof. Dr. Ömer Alkin, audiovisionen@hs-niederrhein.de