FILMREIHE POSTMIGRANTISCHE AUDIOVISIONEN #2.1

Episode #2.1 Kino-Denken
Kuratorische Praxis und Filmvermittlung in der transnationalen Gesellschaft

‚Wie können wir neue Räume der Filmkultur in transnationalen Gesellschaften gemeinsam gestalten? Wie kann ein Kino aussehen, das einen Ort der gleichberechtigten Teilhabe und Verhandlung diverser sozialer Verhältnisse – einen Ort der Commons – darstellt? Wie können wir klassistischen, rassistischen, heterosexistischen Diskriminierungsformen in Räumen der Filmkultur und Filmbildung neue Konzepte entgegensetzen?
SiNEMA TRANSTOPIA steht für ein anderes Kino, das sich zugleich einer lokalen und einer internationalen Community verpflichtet sieht, das Kino als wichtigen Ort gesellschaftlicher
Öffentlichkeit versteht, das filmhistorische als erinnerungskulturelle Arbeit betrachtet und sich für die Vielfalt der Filmkultur einsetzt. Die kuratierten Filmreihen bringen diverse soziale Communities zusammen und dezentrieren einen eurozentristischen Blick durch transnationale, (post-)migrantische und postkoloniale Perspektiven. Kino kann abseits von Kommerz ein Raum sein, an dem Menschen der Filme wegen zusammenkommen, ein Ort des Gemeinschaffens und (Ver-)lernens, ein transtopischer Raum, der Zugänge öffnet, Diskussionen anregt, weiterbildet, bewegt, provoziert und ermutigt: https://sinematranstopia.com/de“ (Text: Malve Lippmann)

Malve Lippmann ist Künstlerin, Kuratorin und Kulturmanagerin. Als freiberufliche Bühnenbildnerin und Künstlerin zeichnete sie international verantwortlich für die Gestaltung zahlreicher Performances, Opern- und Schauspielproduktionen. Seit 2010 ist Lippmann als Kuratorin und Kulturmanagerin tätig, leitet künstlerische Workshops und Seminare und ist in diversen Kultur- und Community-Projekten aktiv. Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von bi’bak und Sinema Transtopia in Berlin.

 

Allgemein zur Filmreihe:

Postmigrantische Audiovisionen sind Utopien einer Migrationsgesellschaft, einer Gesellschaft, die existiert. Der Wissenschaftshistoriker Michel Foucault hat solche realisierten Utopien mit dem Begriff der Heterotopien bezeichnet: den anderen Orten. Diesen Heterotopien, oder auch „Transtopien“ (Yildiz 2021), geht die gleichnamige Filmreihe nach. Die Filmreihe fragt so nach den Historien und Genealogien sowie dem Diskursrandständigen, das filmisch-ästhetische Entwürfe im deutschsprachigen Film abwerfen. Im Zentrum stehen so Filme, die sich entlang von diskursreißerischen Themenfeldern verorten lassen: rund um Migration, Rassismus, Islam, Antisemitismus, Rechtsextremismus. Doch sie erschöpfen sich nicht im Diskursiven. Vielmehr zieht jeder Film immer wieder neue Risse in unser Denken, Fühlen und Empfinden ein: in stabilisierte, machtvolle Hegemonien wie es die Integrationsdispositive oder das Rassistische ist; und manchmal reproduzieren die Filme jene Dynamiken durch ihre ästhetischen komplex fungierenden Entfaltungen.
Präsentiert werden Filme zu Themenkomplexen des postmigrantischen Zusammenlebens, aus einer Perspektive, die die Filme nicht von verknöcherten Diskursen heraus befragen will („Postmigrantische Visionen“, Hill und Yildiz 2018); vielmehr werden die Filme selbst als Gelegenheit betrachtet, andere, postmigrantische Perspektiven zu entwickeln: postmigrantische Audiovisionen eben. Gäste aus Wissenschaft, Film, Bildung und Politik werden das verhandelte Themenspektrum gemeinsam mit den Zuschauer:innen in Anschlussgesprächen an die Filmscreenings ausloten. Denn: Auch wenn diese Heterotopien in den Filmen existent gemacht werden, kann erst das Wahrnehmen und Sprechen über sie das Utopische in ihnen hervorkehren.

Die Filmreihe wird veranstaltet vom Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein und entsteht in Kooperation mit dem „Forum Postmigrantische Perspektiven“.

Konzept und Kontakt: Prof. Dr. Ömer Alkin, oemer.alkin@hs-niederrhein.de